Höhlenbewohner von Spreenhagen

Aus dem Berliner Tagblatt und Handelszeitung vom 26.04.1921

Durch den Amtsvorsteher Noack von Spreenhagen bei Erkner sind gestern vormittag auf dem Gelände des Rittergutes der Stadt Berlin aufgefordert worden, ihre Erdlöcher zu verlassen. Die Mitglieder der Sekte, Hüter der Höhle Zarathustras sind dieser Aufforderung nicht nachgekommen und berufen sich auf Verhandlungen, die der Leiter der Sekte, Dr. Goldberg mit dem Berliner Magistrat geführt hat. Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, ist dieser Sekte niemals die Erlaubnis zum Bewohnen von Erdhöhlen auf dem Rittergut erteilt worden, vielmehr wurde Dr. Goldberg auf seinen Antrag schriftlich der Bescheid, das der Magistrat eine Genehmigung ablehnen müßte. Trotzdem richteten sich bereits vor fünf Wochen dei Anhänger auf dem Ödland ihre Höhlen ein. Es handelt sich um etwa 25 Männer und Mädchen, die sich Brüder und Schwestern nennen. Dr. Goldberg hält täglich Vorträge über freie Liebe und Familiengemeinschaften. Am gestrigen Sonntag wurden die Höhlenbewohner von vielen Neugierigen besucht. Dr. Goldberg hatte bereits im vorigen Jahr in Mariendorf eine freie Gemeinschaft mit Männern und Mädchen gegründet, die aber damals schon aus leicht erklärlichen Gründen ein rasches Ende fand. Da, wie gesagt die Höhlenbewohner der amtlichen Aufforderung nicht nachgekommen sind, wird in diesen Tagen die Gendarmerie die Aufräumung vornehmen.